Freitag, 27. August 2010

...alles ganz und gar im Fluß

Natürlich haben wir begonnen Wasser zu sparen.
Schon seit Jahren versuche ich wenig zu verbrauchen, aber aus Sicht der Operation Limbo ist es eine wischelwaschelnasse Katastrophe.
Also haben wir gleich Wassersparventile an zwei Wasserhähnen montiert und den Duschkopf ausgetauscht. (Es war nicht leicht einen guten, wassersparenden Duschkopf zu finden. Bei nur einem Duschkopf im Hagebau war der Wasserdurchfluß pro Minute angegeben. Folglich haben wir wieder übers Internet bestellt.) Die Wassersparventile sind wirklich empfehlenswert. Man bemerkt den Unterschied kaum. Die Dusche ist gewöhnungsbedürftig, aber voll OK.

Ich versuche viel Wasser doppelt zu verwenden. Das Wasser vom Kartoffel putzen, Salat waschen und Kartoffel kochen verwende ich zum Bäume gießen.
Badewasser verwenden wir um die WC-Spülung so häufig wie möglich zu ersetzen. Das ist wirklich gerechtfertigt, da der durchschnittliche Haushalt ein Drittel seines Trinkwassers auf nimmer Wiedersehen ins Klo spült.
Außerdem verwende ich häufiger Kaltwasser. Jeder kennt das: Der Mund schäumt vom Zähne putzen. Man dreht den Warmwasserhahn auf. Spült den Mund, wäscht sich die Hände, wäscht sich das Gesicht, wäscht zum Schluß die Kontaktlinsen und das Wasser ist immer noch lau. Das aufgeheizte Warmwasser kühlt ungebraucht im Hahn wieder aus. Wozu also nicht gleich kalt waschen?

Das erste Ergebnis ist erfreulich:
Wir konnten unseren Warmwasserbedarf halbieren auf 32 Liter pro Tag. (-50%)
Der Kaltwasserbedarf sank von 170 auf 110 Liter pro Tag. (-35 %)

Und als ich mich nach dem Wasserkübeltragen an den Computer setzte und beim WWF so rumstöberte schlug die Wahrheit mit einem Vorschlaghammer zu:

Ich las, dass der durchschnittliche Deutsche am Tag etwa 126 Liter Wasser im Haushalt benötigt.


....PLUS 5284 Liter Wasser durch den Konsum von Gütern des täglichen Bedarfs.
Virtuelles Wasser nennt sich dieses indirekt verbrauchte Wasser. Der Begriff wurde 1993 von dem britischen Geographen Tony Allan geprägt. Allan berechnete den Wasserverbrauch, der durch die Produktion, Lagerung und den Transport verschiedener Konsumgüter entsteht und machte so erstmals transparent, wie viel Wasser in den Produkten steckt, die der Endverbraucher konsumiert.

An ein paar Beispielen interessiert?

  • 1 Stück DIN A4 Blatt verbraucht in seiner Herstellung 10 Liter Wasser
  • 1 Tasser Kaffe -> 140 Liter Wasser
  • 1 Jeans -> 6.000 Liter Wasser
  • 1kg Reis 3000-5000 Liter Wasser
    Zwei Drittel des in Europa produzierten Reises werden in Italien angebaut. Die Anbauflächen befinden sich vor allem im Po-Becken, der am intensivsten landwirtschaftlich genutzten Ebene des Landes mit umfangreichen Umweltproblemen von Dürreereignissen bis zum Salzeintrag vom Meereswasser.
  • Im Vegleich dazu verbraucht die Produktion von einem Kilo Kartoffeln nur 133 Liter Wasser.
  • 1kg Rindfleisch verbraucht 16726 Liter Wasser. (125 mal so viel wie ein Kilogramm Kartoffeln) Nur 20 Kilo Rindfleisch lassen so viel Wasser verfließen wie für die gesamte Produktion eines Mittelklassewagens benötigt wird. (was nicht heißen soll 'kauft mehr Autos' ;-)
  • 1 Liter Milch ->1000 Liter Wasser
  • 1 Baumwoll T-Shirt -> 2000 Liter Wasser
  • 1 Tomate aus Spanien -> 13 Liter Wasser
  • 1 Hamburger -> 2400 Liter Wasser
  • 1 Alu-Dose ->40 Liter Wasser
  • 1 Packung Kartoffelchips -> 185 Liter Wasser

Ich werde trotzdem mit Badewasser klospülen, auch wenn es nur ein Tropfen auf den heißen Klostein sein wird. Umso wichtiger wird für uns aber der Verzicht auf all den Schnickschnack, den doch niemand braucht. Ich möchte nochmal auf das tolle Video 'The story of stuff' aufmerksam machen! http://www.storyofstuff.com/ Sehenswert!

Und Kartoffeln stehen jetzt ganz oben auf der Einkaufsliste.

Als Tony Allan vor einigen Jahren den hochdotierten Stockholmer Wasserpreis für die Entwicklung des Konzepts vom Virtuellen Wasser verliehen bekam, beschränkte er seinen Kommentar dazu auf die Worte: „Seid vernünftig, esst weniger Fleisch!“

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Und was bringts?

Verzicht auf Produkte wie Kaffee, Soja und Reis aus fernen Ländern - wir essen statt dessen mehr Kartoffeln

  • Wir beanspruchen nicht Gebiete anderer Völker um unser Wachstum und unseren maßlosen Verbrauch aufrecht zu erhalten. Ein Blick auf die Erzeugerländer zeigt, dass diese meist über sehr kleine Wasserressourcen verfügen und so durch den Anbau ihren Natur- und Wasserhaushalt belasten.
  • Kartoffeln kauft man bei der netten Gemüsefrau aus der Markhalle, die Sam schon gut kennt und die mir immer so viele Zwetschken schenkt und mit der so gut zu Plaudern ist.
  • diese Kartoffeln sind nicht weit gereist und ich denke ich kann den Produzenten vertrauen, dass sie keine/sehr wenige Pestizide verwenden.
  • Kartoffelsäcke schleppen macht schlank
  • jedes Wasser das wir verbrauchen und verschmutzen, steht anderen Lebewesen nicht zur Verfügung. Ohne ein artenreiches Umfeld schwinden auch die Chancen des Menschen zu überleben.

WC spülen mit Badewasser, technische Wassersparaufsätze, ...

  • ein gutes Gefühl, Muckies und Sixpack inkludiert
  • jeder Liter Trinkwasser muß vor seinem Gebrauch aufbereitet werden (auch Wasser aus dem saubersten See) . Der Transport mit elektrischen Pumpen ist sehr energieaufwändig. Dann muß natürlich jeder Tropfen wieder gereinigt werden. Mit dieser Energie könnte man doch lieber tolle Freilichtkinos in der Stadt betreiben, oder Livekonzerte veranstalten, oder riesige Hüpfburgen aufblasen oder... wem fällt noch was wirklich Coooles ein?
  • Das nette Eichhörnchen aus Mühlau, das Sam so entzückte, wird dankbar sein, das es in einer Quelle schlabbern darf, die noch nicht eingefasst wurde.


Quellen:
http://www.geo.de/GEO/mensch/64104.html?p=1
http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/pdf_neu/wwf_studie_wasserfussabdruck.pdf
http://de.wikipedia.org/wiki/Virtuelles_Wasser

28. Septemer 2010
Nachtrag: Heute weiß ich, dass nicht jedes Wasser aufbereitet werden muß. Zum Glück ist das Wasser das Innsburck bezieht so sauber, dass es nicht aufbereitet werden muß. So etwas kommt aber sehr selten vor.

4 Kommentare:

  1. ich kenn diese Zahlen natürlich, aber es ist immer wieder schockierend sie so schwaz-auf-weiß zu sehn!Ich bin froh, dass ich mich vor Langem zu einem vegetarischen Lebensstil entschieden hab... Wassersparaufsätze haben wir auch überall- und ich muss sagen, ich mag gar nimma ohne! Da wir in einem alten Haus wohnen, ist der Wasserdruck mehr schlecht als recht, und mit dem richtigen Duschkopf ist, sogar bei nur halb aufgedrehten Hahn, ein wesentlich stärkerer Druck jetzt da. Also, höherer Duschkomfort bei geringerem Wasserverbrauch = glückliche Lisa! :)

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  2. Liebe glückliche Lisa!
    Der Happy-Planet-Index beweist, dass viel Konsum und Reichtum nicht unbedingt glücklich machen. (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Happy_Planet_Index)
    Viele Staaten, deren Bewohner einen westenlich kleineren Ökologischen Fußabdruck haben, sind glücklicher. Weißt du wer Platz 1 ist? Costa Rica! Geheimnis deines Erfolges??

    Durch deine Kommentare steigt übrigens auch immer der HVI (Happy Vroni Index) um mindestens 5 Prozentpunkte! [fetter smile] =)

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  3. Die Zahlen sind beeindruckend
    Papier, Reis, Kleidung, Rindfleisch…. Und das meist in Ländern die eh schon knapp bei Wassers sind.
    Was ich aber vergangenen Mittwoch auf NRD gesehen habe „ Die Wasserspar-Legende“ gibt auch zu denken.
    Aufgrund der Wassersparwut deutscher Städte sinken die Einnahmen der Städtischen Versorgungsbetriebe. Gleichzeitig steigt der Aufwand der Wartung der Kanalrohre. Immer mehr Unrat bleibt aufgrund der geringeren Durchflutung liegen. Um unangenehme Geruchsbelästigung, Ratten und das Verstopfen der Leitungen zu verhindern werden die Kanäle regelmäßig mit hohem Wasseraufwand durchgespült. Dieser Wasser- und Personalaufwand verschluckt in wenigen Städten schon über die Hälfte der Einnahmen. Folge ist, dass die Wasser- und Kanalgebühren steigen um die Kosten zu decken. Damit wird der Einzelne aber noch mehr sparen wollen, jedoch der Versorger noch mehr Wasser durchspülen müssen…

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  4. Leider hab ich den Bericht nicht gesehen. Aber ich kenne ein wenig die Thematik. Bene und ich haben uns neulich mit dem Stellvertreter des Vorstands der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Tirol unterhalten. Er meinte, dass da ziemlich übertrieben wird. Und, dass das in Tirol zumindest kein Problem ist.
    Da gehts halt auch darum ,dass man keine Lebensmittel oder sonstiges ins Klo schütten soll. (Ich frage mich gerade, welcher 'Unrat' wohl durch den Siphon passt? hihi)
    Es wird angegeben, dass die Wasserwerke nicht ausgelastet sind. Aber das ist das gleiche Argument wie bei Müllverbrennungsanlagen, die nicht effektiv arbeiten, wenn sie nicht permanet (hier schreibe ich bewußt) 'Rohstoffe vernichten' können. Es muß eben langsam rückgebaut werden. Was man gegen die angeblich fehlende Kanalneigung tun kann, weiß ich auch nicht.
    Aber wenn wir mal 'die Kirche in Tirol lassen', denke ich, dass wir hier nicht aufs Wasses sparen verzichten dürfen. Allein schon wegen dem großen Energie-Aufwand in Kläranlagen.
    Liebe Grüße Vroni

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