Freitag, 3. Dezember 2010

...liebe Grüße an das Experiment Selbstversorung

Lieber Michael! Liebe Lisa!

Danke, Michael, für deinen offenen Brief.(http://experimentselbstversorgung.net/?p=522)
Bei so vielen freundlichen Worten will ich natürlich gerne antworten.

Als ich vor mehr als fünf Monaten zum Geburtstag von Bene „Ökostrom“ geschenkt bekommen hab, dachte ich nicht wohin denn das führen würde.
Natürlich haben wir Müll getrennt (und sogar sauber ausgewaschen), gerne dienstags Universum geschaut und alle paar Jahre bei der Partei ein Kreuzerl gemacht, der wir am meisten Umweltproblemlösungskompetenz zutrauten.

Aber ich hab mich auch jeden Dienstag geärgert, dass der blöde Kommentator am Ende jeder Folge von Universum sagte, dass es das soeben gesendete Paradies aufgrund von blöden Wilderern/Staaten/Menschen bald nicht mehr geben sollte - das hat mir jedes Mal ordentlich die Stimmung versaut. Ich hab mich schrecklich geärgert, über korrupte Politiker, die zuließen, dass der Regenwald abgeholzt wird. Ich hab mich geärgert über die bornierten Amerikaner, die so viel Auto fahren und Wasser verbrauchen.

Und dann sind wir leicht naiv gestartet mit dem Vorhaben 'klimaneutral' und umweltfreundlich zu leben –hört sich ja schließlich auch cool an, oder?

Wir sind rein gewachsen in die Sache, haben wirklich viel gelesen. Je mehr wir lasen umso mehr wurde uns bewusst, dass es nicht nur an denen liegt, die verschwenderische, fette SUVs fahren, viel fliegen, Kaviar essen und Pelzmäntel tragen.
Mir wurde bewusst, was wir mit unserem kleinen Familienleben für einen gewaltigen Schaden anrichten. Wir, Teil eines Systems, waren mit unserem gesamten Alltag mit Schuld an einer erschreckenden Entwicklung.
Nie hätte ich gedacht, dass wir mit dem Kauf unserer Spielkonsole den kongolesischen Bürgerkrieg unterstützten und in unseren Handys Konfliktmaterialien stecken, die mit großer Wahrscheinlichkeit von Kindern aus Minen gekratzt wurden.

Wir haben täglich ein bisschen mehr verstanden, wie unsere Welt funktioniert. Und obwohl diese Wirklichkeit verstört und überwältigt, will ich auch in Zukunft nicht aufhören verstehen zu wollen. Dies ist der Motor unserer Veränderung.

Aber all das Wissen lastet schwer auf meinem Rücken.
Du schreibst: "Es laufen so viele Dinge schief auf dieser Welt, dass man oft gar nicht weiß, wo man anfangen soll."
Pest oder Cholera, was ist besser? Oft bleiben sogar mir die Worte weg und ich stehe wie gelähmt vor einem Regal im Supermarkt und überlege, ob ich nicht nur irgendwo im Leben falsch abgebogen bin. Sondern ob es einen richtigen Weg überhaupt gibt, wenn man ausschließt, dass man sich nicht irgendwo runterstürzen will.

Dieser Blog sollte eigentlich ursprünglich unser Druckmittel sein, auch weiterhin konsequent zu sein. Ist schließlich viel peinlicher, öffentlich aufgeben zu müssen. Aber das ist nicht mehr der Hauptgrund. Die positiven Nebeneffekte der Operation Limbo tragen das Projekt von alleine. Zusätzlich hat der Blog uns auch in Kontakt gebracht mit vielen anderen Menschen, was uns in unserem Denken gleich viele Schritte vorwärts gebracht hat.

Ich habe einige gut gebildete Menschen getroffen, die mit mir meine damalige Meinung teilten, dass diese Welt sowieso nicht zu retten sei. Aus diesem Grund hatten sie beschlossen, noch genussvoller, konsumorientierter und verschwenderischer zu leben. Natürlich beobachte ich deren Leben argwöhnisch. Kann es sein, dass wir auf dem falschen Dampfer sitzen?
Auch sie waren in einer ähnlichen Situation gewesen wie wir, in der sie erkannt hatten, dass der kaum zu bremsende Zug in eine „unglückliche“ Richtung fährt, um es mal nett zu formulieren. Neulich dachte ich mir dann eben auch, was soll’s? Wir haben gekauft, worauf wir Lust hatten, Nutella, Backpapier, einen schicken Wintermantel…

Aber es macht keinen Spaß mehr, denn wir wissen bescheid. Folglich kann ich mir auch nicht vorstellen, dass dieser Lebensweg glücklich machen kann. Kann man mit diesem Gewissen wirklich gut leben?

Anderseits bin ich soo dankbar für alle, die wir außerdem kennen gelernt haben, und die mir dann den Vogel zeigen! ;-) Die mir sagen, dass wir selbstverständlich noch das Lenkrad herumreißen werden. Alle zusammen. Oder zumindest eine kritische Masse an Menschen.

Ich finde es besonders faszinierend, dass ihr zwei als Veganer Selbstversorger werden wollt. Geht denn das überhaupt? Ich bin gespannt! Denn ich weiß noch gar nicht, wie das mit dem ‚normalen’ veganen Leben überhaupt klappen soll.
Auf der anderen Seite, finde ich großartig, dass ihr wirklich erfolgreich dabei seid, ein Netzwerk aufzubauen. So etwas fehlt schon lange –nicht nur in Österreich. Hut ab!

Nun ja, jetzt sehe ich mal in den nächsten Monaten, dass ‚meine G’scheitheit’ auch staatlich anerkannt wird. Und falls wir uns vorher nicht mal treffen, was mich seeeehr freuen würde, sind wir dann wieder dabei, beim bloggen. Dann aber mit diplomierter Gescheitheit ;-)

Donnerstag, 2. Dezember 2010

...und sowieso und überhaupt

Was kaufen Menschen, die Jaaahre fernab jeder konsumorientierten Welt ihr Dasein fristen mussten und dann plötzlich in einer M-Preis-Filiale stehen?

Ich weiß es genau und ich kann es euch detailliert auflisten:
1 großes Glas Nutella, 1 Packung Soletti, Barilla Saucen und Fertignudeln in zwanzig verschiedenen Formen, eine Wochenladung Hipp Babynahrung, Eis, Eiswaffeln, Biskotten, Bananen, Schokolade, Kochschokolade, Buttermandelstollen, diverse Weihnachtssortenjoghurts und sowieso und überhaupt.

Jawohl wir sind umgefallen - 'but such what from'!

Die Widrigkeiten unsers Projekts schlugen mit voller Wucht zu und begruben alle Bemühungen mit einer dünnen Schicht Schnee.
Nachdem ich mich wohl oder übel mit der Beendigung meines Studiums tunlichst auseinandersetzten sollte und weniger (gar keine) Zeit in die Operation Limbo investierte, nachdem Sam krank war, nachdem die Bauern nur Vormittags in der Markthalle sind, nachdem die Bauern in der Markthalle halt auch nur mehr Sauerkraut verkaufen, nachdem ich mit dem Fahrrad über den Matsch schlitterte, nachdem ich es satt hatte immer das selbe zu essen, nachdem ich Kiloweise an Gewicht zulegte, weil ich eben alles Gemüse (das mich in diesen finsteren Zeiten im Stich ließ) durch Milchprodukte ersetzte und dann erkennen musste, dass dies weitaus umweltschädlicher ist, als ein Apfel aus Neuseeland, hatte ich es satt! Jawohl! und sowieso und überhaupt!

Wie im letzten Beitrag geschrieben, werden wir wohl alles neu ausrichten müssen. Nur wie?

Leider bin ich aber im Moment gezwungen, dringend meine Diplomarbeit fertig zu schreiben. Deshalb werden wir hier für ein paar Monate eine Pause einlegen, so traurig mich das auch macht.
Das heißt aber noch lange nicht, dass wir aufgeben! [Rufezeichen]
Ich freu mich schon, wenn ich euch berichten kann, ob und wie sehr wir diesen Winter gefroren haben, wie denn die Umstellung auf 'vegan' voran geht, wie man Bananen anpflanzt ;-) und ob ich meinen Traum-Permakultur-Bauern gefunden habe.
Versprochen!
Liebe Grüße, Vroni

Ps: Ich bin sehr froh, dass wir hier bei weitem nicht die einzigen sind, die ihr Leben (öffentlich) umweltfreundlicher gestalten, oder sich für den Umweltschutz stark machen. Deshalb möchte ich euch auf folgende Blogs aufmerksam machen, die ich immer gerne lese:

http://experimentselbstversorgung.net/
http://www.keinheimfuerplastik.at/
http://www.ende-der-maerchenstunde.de/
http://querschrift.wordpress.com/
http://permakultur-blog.de/
http://klauswerner.com/

Mittwoch, 17. November 2010

...Milchmädchenrechnung

der Corpus Delicti





Endlich hatte ich ihn gefunden: freundlich, billig und nahe.
Auf der Suche nach einem Innsbrucker Bauern, der bereit ist die Milch seiner Kühe an Privatpersonen zu verkaufen wurde ich fündig. Jenseits des Rapoldiparks steht ein unscheinbarer Bauernhof; eingewachsen in eine städtisches Bebauung, die mit ländlicher Bauweise nichts mehr gemein hat.
Wie durch ein Wurmloch gelangt man hier durch den Seiteneingang des Hauses in eine völlig andere Welt.
Es riecht verdammt nach Land, nach Kühen und viel Arbeit.
Für nur 80 Cent bekommt man einen Liter warme Milch und Einblick in eine für Stadtbewohner ferne - übrigens nicht lila farbene - Welt. Zuerst war ich enttäuscht keinen Milkomaten vorzufinden, sondern nur fixe Öffnungszeiten: 18-19 Uhr - jeden Tag.

Doch dann war ich froh darüber, denn die Bäuerin ist überaus freundlich und immer offen für Plaudereien.
Etwa 30 erwachsene Kühe stehen dort in Anbindehaltung in Reih und Glied. Freilauf haben sie nicht, weil es keine Zugang zu einer Alm gibt und auch sonst wenig Platz.
Sam zeigte sich äußerst interessiert, aber überwältigt von Wesen, deren Euter auf seiner Augenhöhe waren. Auch die Kälber waren ihm zu neugierig.
Da machte uns die Bäuerin auf das neue Kalb aufmerksam. Ich musterte alle Kühe, doch konnte kein Kälbchen zwischen den 120 Beinen entdecken.
Und dann sahen wir ein 4 Tage altes Häufchen lebendiges Kalbfleisch mit riesigen Augen in einer massiven, aber kleinen Metallbox liegen.
Natürlich getrennt von seiner Mutter bekommt es die Milch, die bei Abfüllen der Milchkannen verschüttet wird. Ich war wirklich nicht begeistert, denn hier war es endlich - das Vorführkalb meines schlechten Gewissens, das mich schon so lange plagt. Denn als Mutter eines kleinen Menschenkälbchens weiß ich: ohne Kalb keine Milchprodukte.

Am Heimweg dachte ich darüber nach, was ich tun würde, wenn ich wüsste, dass mein Nachbar auf sonderbar Weise eine Hündin halten würde. Eine Hündin, die ihre kleine Metallbox nie verlassen darf. Sie kommt nie ins Freie, kann sich in ihrer Box nicht umdrehen, liegt oft Stunden in ihrer eigenen Kacke und wird jährlich von einem Menschen künstlich befruchtet. Gleich nach der Geburt nimmt man ihr das Hündchen weg und legt es ebenfalls alleine in eine Box. Dann wird das Hündchen gemästet und gekocht (bitte keine Witze über das Dünsten) und die Hündin gemolken.

Zuhause hat Bene dann mit mir auf ein Glas Soja-Milch angestoßen. 'Gewöhnungsbedürftig' ist ein sehr freundliches Wort - zu freundlich. Nur Sam hat alles gierig ausgetrunken.

Also sprechen wir es einmal aus: Vegan. Auf das wird es bei mir auf kurz oder lang rauslaufen. Und das wird sicher die größte Umstellung bisher werden, denn ich trinke Milch nicht nur, ich liebe sie.
Nun, vielleicht fragt sich wer, was das denn mit Umweltschutz zu tun hat. Jawohl, sehr viel.
Schon lange weiß ich, dass die CO2 Bilanz von Milchprodukten nicht wirklich besser ist, als von Fleisch. Man kann den CO2-Verbrauch auf zirka ein Siebzehntel reduzieren, wenn man vegan lebt und Wasserverschmutzung, Flächen- und Ressourcenverbrauch radikal verringern.

Natürlich kann ich mich auch nicht von Lauch und Kohl und Lauch ernähren. Deshalb werden wir unser Projekt umgestalten. Ganz ohne Müll wird es nicht mehr gehen, denn vegane Produkte sind vielfach verpackt. Und auch ausschließlich bei Produkten aus Tirol wird es nicht bleiben. (Ich gebe auch zu, dass so viel Kraut und Kartoffeln sowieso unlustig machen.)
Unter dem Strich bleibt trotzdem eine enorme Einsparung von Umweltverschmutzungen. Ich werde es demnächst mal vorrechnen.
Und was ist mit der Gesundheit?
Mittlerweile empfehlen immer mehr Experten die vegane Ernährung. Eine viel zitierte Studie der international renommierten ADA (American Dietetic Association), eine 70.000 ExpertInnen umfassende Ernährungsorganisation zeigt, dass eine vegane Ernährung sehr wohl für Menschen in jeder Lebensphase geeignet ist.

Schritt für Schritt werden wir nun alles umwälzen. Oder ich zumindest. Mal sehen was unterm Strich dann rauskommt, für unseren Bauch und die Umwelt.

Dienstag, 26. Oktober 2010

...zeigt her eure Füße














Einskommafünfer-Schnitt

Gestern, am Nationalfeiertag konnten wir den neuen, großen Skateboard... äh Landhausplatz besichtigen.
Auch das Landhaus lud zum 'Tag der offenen Tür'. Zwischen Aufklärungplakaten zu Feuerbrand, "Mal doch mal den Hauptmann Platter"-Aktionen (ich hab mich dann doch nicht getraut) und Juff-, Bildung-, Raumordungs-Ständen mit endlosen Prospekten und Gratiszuckerln und Luftballonen sah ich einen freundlichen, sympathisch aussehenden Herren stehen:

"Ahh... eine junge Familie! Habt ihr Interesse euren ökologischen Fußabdruck berechnen zu lassen?".
Ha!! Dem haben wir ja gerade noch gefehlt.

"Ja, selbstverständlich sehr gerne. - Engarde!"
Siegessicher sind wir angetanzt und haben stolz von unseren Verhaltenänderungen berichtet, und großzügig mit Fachwissen herumgeworfen, während wir über Leben befragt wurden.

Ergebnis: Bene hat einen ökologischen Fußabdruck von 3,1 Hektar. Damit liegen wir super unter dem Durchschnittsbürger, der 4,9 Hektar beansprucht - na puh, noch mal Glück gehabt. Wir geben uns ja schließlich Mühe.
Die Stimmung sollte aber doch in Grund und Boden versinken, als wir die zwei Kugeln am Ende sahen: Eine ganze Erdkugel und eine angeschnittene. Würde jeder Mensch dieser Erde so leben wie Bene, würden wir 1,7 Erden benötigen um unseren Rohstoffbedarf zu decken. Da ich nicht zur Arbeit pendeln muß und kein Fleisch esse schneide ich 'besser' ab: 1,3 Erden.

Das sieht nach Hobbit-Fußabdruck aus. Groß und haarig.
Da strengen wir uns so an und erreichen nicht mal das 'Soll': EINE Erde.

Was lässt sich daraus schließen?
Könnten wir alle in Österreich überzeugen, die Limbo-Stange tiefer zu legen, würden wir trotzdem mehr verbrauchen als allen Österreichern 'zusteht'. Ich gebe zu - und ihr habt schon oft zu lesen bekommen - dass ich auch ab und an hadere mit dem was wir tun. Es hat durchaus mit Entbehrungen zu tun. Und wer 'Ismael' gelesen hat, weiß dass man nicht zu hoffen braucht, dass die Menschen sich bessern werden. Auch die Industrie wird sich nicht freiwillig zu ernsthaftem Umweltschutz bekennnen - ganz im Gegenteil.

Worauf kann man dann noch hoffen?
Sagt mir, worin seht ihr Hoffnung? Oder wird das Projekt Homo Sapiens demnächst beendet? Wird es eine natürliche Auslese (Chemiekatastrophen, Kriege um Ressourcen, schwere Schäden durch Atomkraft) geben, die die Menschheit wieder auf ein verträgliches Maß begrenzt?

Worauf ich setze, möchte ich ausführlich im folgenden Beitrag schreiben. Auch wenn die meisten Österreicher damit nichts mehr zu tun haben wollen, werde ich euch damit demnächst salben.

Und ich bin ganz gespannt! Wer kann mit Elben-Pfoten prahlen und wo sind die Hobbit-Füßler, oder gar die Ork-Treter? Ich freu mich sehr über Kommentare.

Hier gehts zum Test:
http://www.mein-fussabdruck.at/footprint/info

...kostet nix, aber is nit umsonst




In der Höttinger Gasse, ganz unten noch, gegenüber vom Waldorf, gibts einen großartigen Laden. Er heißt "kost nix" und ist ab heute mein Lieblingsladen.

Jeder darf hier bei seinem Besuch drei Gegenstände mitnehmen, die er brauchen kann. Dafür muß weder bezahlt werden noch wird eine andere Gegenleistung verlangt.

Dafür kann jeder dort Sachen vorbei bringen, die er nicht mehr braucht.

"Damit sollen Gegenstände ihren Geldwert (Preis), aber nicht ihren Gebrauchswert verlieren. Es wird also versucht, das kapitalistische Wertsystem und die Marktlogik zu hinterfragen und in diesem (noch) kleinen Bereich zu umgehen. Ein Umsonstladen soll der Konsum- und Wegwerfgesellschaft entgegenwirken und einen bewussteren Umgang mit den Ressourcen fördern."

Ein bisschen chaotisch sah es schon aus. Das liegt daran, dass die meisten vergessen, dass hier niemand fürs Aufräumen und Putzen bezahlt wird.

Aber dafür gibts viel zu entdecken. Vor allem für Sam, der gleich entschieden hat, was mitzunehmen ist: eine Plastik-Sandschaufel, ein Plastik-Sandkübel und ein Plastikmüllsack, den er aus einer Kiste gezerrt hatte. Letzteres hab ich allerdings strikt abgelehnt, denn wer will schon zurück in die 'Stein... ähäm...Plastikmüllsackzeit'?
Bei der Plastik-Schneeschaufel hätte ich aber aus heutiger Sicht vielleicht doch ja sagen sollen.

http://www.umsonstladen.at/innsbruck/index.php?page=start

Freitag, 22. Oktober 2010

...Öko-Täuschungen - Teil1: Waschnüsse

Ja, ich hab sie auch daheim: indische Waschnüsse. Aber ich werde keine mehr kaufen. Die Restlichen werde ich noch verwaschen, denn einen Baum setzten kann ich damit ja leider keinen mehr.

Indische Waschnüsse gelten als der Inbegriff ökologischen Waschens. Aber das stimmt so leider nicht mehr.

Die Nuss des Rithabaumes enthält einen seifenähnlichen Stoff. Nach dem Gebrauch können die Nüsse kompostiert werden.

Seit immer mehr Europäer und Amerikaner diese Nüsse kaufen, ist der Preis dieses Waschmitteln, mit dem in Indien traditionell gewaschen wird, so sehr gestiegen, dass sich die meisten Inder die Waschnüsse nicht mehr leisten können. Zwischen 2003 und 2008 hat sich der Preis in Indien für Waschnüsse versechsfacht. Deshalb verwenden die Inder das viel billigere und aggressive Waschpulver. Weil bewusste Konsumenten in Industrieländern die Waschnüsse entdeckt haben, werden auf der anderen Seite der Erde Chemiekeulen verwendet.

Ökotest hat die Waschnüsse in der Waschmaschine getestet und die Bewertung ergab ein "mangelhaft".

'Immerhin: Die von uns beauftragten Fachleute konnten keine schädlichen Inhaltsstoffe feststellen. Die Waschleistung aber war alles andere als überzeugend. Wir ließen Baumwolle bei 40, 60 und 95 Grad Celsius mit zehn verschiedenen haushaltsüblichen Verschmutzungen waschen. Die meisten Flecken waren noch erkennbar, teilweise sogar deutlich, bei 95 Grad waren die Ergebnisse nur minimal besser.'

Waschnussnutzer schwören aber meist auf ihre Art zu waschen.
Dass die Wäsche in der Maschine oft wirklich sauber wird, liegt aber an der reinigenden Wirkung von warmen Wasser. Braucht man die Nüsse also noch als psychologische Krücke?

An meine Haut lass ich nur Wasser und ein wenig Seife. ;-)
Aber bei meiner Wäsche vertrau ich auf warmes Wasser und ein klein bisschen kinderkackefeindliches, umweltfreundliches Waschmittel aus dem Bioladen.

Aber dann, wenn das mit dem Töpfchen funktioniert,
dann, wenn Grasflecken vom Fußballspielen nur selten in unserer Wäsche sind,
dann, wenn 'Trenzbarterlen' und Leibchen und Hosen nicht voller Sugo-Flecken sind,
dann, teste ich mal, ob man auch nur mit warmen Wasser waschen kann.


Quellen:
http://www.taz.de/1/zukunft/konsum/artikel/1/waschnuesse-mangel-durch-bio-boom/?src=TE&cHash=adf83ce283
'Ende der Märchenstunde' von Kathrin Hartmann, Seite 233
http://forum.oekotest.de/cgi-bin/YaBB.pl?num=1112360030

...was ihr schon immer über Bücher wissen wolltet - oder auch nicht

Gleich zu Beginn ein Geständnis:
Ja, ich sortiere Bücher am liebsten nach der Farbe des Buchrückens. Und selbstverständlich kommen Bücher die gerade nicht zum Design des Wohnzimmers passen in eine Schublade.

Wieso das Bene rasend macht, kann ich nicht verstehen. Es ist doch viel einfacher nach Farben als nach Buchstaben zu suchen. Und ein Blick ins Wohnzimmer verrät doch, dass ein rotes Buch zwangsläufig in der Schublade stecken muß, oder?

Was uns dann aber wieder eint, ist die Liebe zu Büchern. Manchmal (und immer öfters) ist es dann auch die selbe Literatur.

Monateweise überwiesen wir schon hunderte von Euros an Amazon, um am anderen Ende des Bücherregals immer die Stapel der Kategorie 'nicht so interessant' in Kisten zu packen und zur 'Klamotte' zu liefern.

Das hat jetzt ein Ende. Fast jeden Montag Abend spazieren wir gemeinsam in die Stadtbücherei. Dort leihen wir uns (unverschämterweise mit Sams Mitgliedsausweis) maximal zehn Bücher aus. Ich bin sehr stolz, dass Sams erste elektronische Karte die e-card und die zweite der Bücherei-Ausweiß ist. Eine Karte fürs körperliche Wohl eine fürs seelische. Gott sei dank bin ich dort immer schwer beschäftigt Bücher aufzuräumen, die Sam im Vorbeigehen deplatziert. Denn ich finde laufend mehr interessante Bücher als ich tragen kann.

Was bingts schon wieder?
x Sooo viel Geld gespart!
x Uninteressante Bücher werden gleich entlarvt und gar nicht mit Heim genommen. So erspare ich mir auch das ewige "Hat das Buch wohl ein FSC-Siegel? Und wenn ja, welches?".
x ich bin entsetzt wie viele Bücher mittlerweile in China gedruckt werden. Das wird jetzt vermieden.

Und so verschlinge ich derzeit etwa ein Buch alle vier Tage. Und das eigentlich fast gratis.

Wer weiterhin gerne Bücher kaufen will:

Es hat mich sehr interessiert, was umweltfreundlicher ist. Bücher beim Buchhändler zu kaufen oder auf Amazon. Bezieht man allein die umweltrelevanten Fakten mit ein, lautet das Ergebnis wie folgt: Wenn man extra mit dem Auto zur Buchhandlung fahren müsste, lieber auf Amazon kaufen. Wenn man sowieso in der Nähe ist, oder mit dem Rad zum Buchhandlung fährt, lieber in der Buchhandlung kaufen.

Allerdings sollt man beachten, dass es immer Sinn macht kleine Buchhändler beim leider mittlerweile beiharten Kampf ums Überleben zu unterstützen und Riesen wie Amazon oder Thalia zu meiden.
Am Wochenende haben wir mit Freunden dann unseren ersten Bücherbrunch veranstaltet. Und das funktioniert so:
Jeder bringt Bücher mit, die ihn gefallen haben und die er bereit ist herzuleihen. Jeder bringt Essen mit, das ihm schmeckt und das er die anderen gerne essen lässt. Und dann wird wild getauscht. Wer seinen Namen in sein Buch schreibt, will es gerne wieder haben. Wer keinen Namen hinein schreibt, gibt das Buch frei.
Wären wir nicht so gute Freunde, und hätten wir nicht so viel zu tratschen gehabt, hätten wir sicher noch mehr über die Bücher geredet. So haben wir uns vor allem über das Essen hergemacht.
Wer Freunde einladen will, die sich nicht gut kennen, dem kann ich einen Bücherbrunch absolut empfehlen. Es gibt immer was worüber man sich unterhalten kann. Es wird nie peinlich still. Es sei denn, alle beginnen sofort zu lesen. 'Gruppenlesen' ist bestimmt auch ganz witzig.