Donnerstag, 22. Juli 2010

...es regnet den Alpenzoo

Letzten Samstag, als es in Innsbruck Hunde, Katzen, Elche, Braunbären und Wisentbullen regnete und es hagelte, saß ich im Restaurant Löwenhaus und feierte mit der Familie einen Geburtstag. Der Wind drückte ein wenig das Wasser zwischen den Fensterflügeln hindurch und wir staunten über die kräftigen Windböen.
Insgeheim grinste ich ein wenig schadenfreudig in mich hinein, denn wir waren zu Fuß da und mußten nicht wegen etwaigen Hagelschäden am Auto zittern. Ich fühlte mich bestätigt in dem was wir hier tun.
Als wir dann zu Hause ankamen, war der Keller bereits zwanzig Zentimeter überschwemmt. Im Wasser schwamm das Rattengift, das eben erst vom Hausmeister ausgelegt wurde, um den Nagern ein Schnippchen zu schlagen. Der Lift steckte im untersten Geschoß fest wie eine Saugglocke in einer verstopften Toilette.
Um in all dem Entsetzen doch etwas Positives zu sehen, beschloß ich, dass wir bald die nächsten Schritte setzten müssen: nämlich auf den Lift zu verzichten und im Keller Platz zu schaffen, für Eingekochtes. Aber eben dann erst; bald. Bis dahin bekamen wir einen Vorgeschmack aufs Schleppen und Stufen steigen.

Doch das ist ja alles Kinderkram für uns; vorerst.
Das WAHRE Entsetzten durchfuhr mich wie ein Blitz zwei Tage später als ich gut gelaunt in der Markthalle eintraf:
Die meisten Bauern waren gar nicht erst gekommen. Viele Felder waren vom Hagel verwüstet. Jeder Samstags noch schnell gerettete Salatkopf war bereits verkauft. Die Auswahl an Gemüse war traurig.

Das beschert mir eine neue Perspektive für unser Projekt. Von Unwettern bleibt in Zukunft nicht nur mehr der Gemütlichkeitsfaktor des geschützten Heimes. Mir bleibt die Sorge, tags drauf noch gutes Essen kaufen zu können. Aber auch das Mitgefühl für die Bauern und Bäurinnen, die ich jeden Tag besser kennen lerne und deren Arbeit ich zu schätzen weiß. Die Verbindung zwischen Erzeuger und Verbraucher ist freundschaftlicher und es kommt der Gedanke auf, dass man es nur zusammen schaffen kann: das Leben bewältigen und vielleicht sogar die Welt zu retten mit all seinen Braunbären, Hunden, Eulen, Luchsen, Steinböcken, Schneehühnern, Fischottern, Murmeltieren und Menschen.

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