Donnerstag, 16. September 2010

...Relativierung

Ok, ich gebe es zu, ich war neulich am Rande des Wahnsinns angelangt. Ich hatte eine
  • Meinungsverschiedenheit mit der Bio-Obst-Frau,
  • war durch 'Wassertragchaos' und
  • 'penibel-nicht-mit-dem-Lift-fahren',
  • 'peinlich-bedacht-keinen-einzigen-Tropfen-zu-verschwenden',
  • 'fünf-mal-an-einem-Tag-in-den-Regen-gekommen'
  • 'keine-Ideen-wie-noch-mehr-Vielfalt-ins-Essen-zu-bringen-wäre'

einfach überlastet.

Ich hab geheult und wollte einfach alles über Bord werfen, wie bei einer Fressattacke nach einer Null-Diät.
Zu viele Details haben den Blick aufs Ganze verstellt. All die Abende die ich auf der Suche nach Zahnseide in der Glas- und nicht in der Plastikverpackung war, oder nach Holzzahnbürsten mit FSC-Abzeichen.
  • Jeder Tropfen Wasser, den ich aufgefangen und umgebechert hab, war zwar nicht sinnlos aber übertrieben. Vor allem nachdem Folgendes klar wurde:
    Ja, Bernie, du hast recht! Das Innsbrucker Wasser muß weder aufbereitet, noch in die Höhe gepumpt werden. Es rinnt einfach durch, ist einfach da. Es entstehen somit fast keine Belastungen für die Umwelt. Natürlich muß es durch die Kläranlage. (Diese Informationen bekam ich erst nach zahlreichen e-mails. Zuerst schrieb ich öfters an die IKB, die nie geantwortet hat. Dann versuchte ich es beim Land Tirol, das erst spät und recht harsch -so sind die Tiroler halt- geantwortet hat.)
    Natürlich werden wir weiterhin auch Kaltwasser sparen, aber nicht mehr so pedantisch. Einmal Baden in Innsbruck (mit Kaltwasser versteht sich) ist nicht so eine massive Belastung wie eine Tasse Kaffee. Kaffee wächst nur auf wenigen Breitengraden dieser Erde und meist in Gebieten, in denen das Wasser eh schon recht knapp ist. Für eine Tasse Kaffee benötigt man 136 Liter Wasser in der Herstellung.
    Wer mich kennt, sagt jetzt "sooo billig", denn er weiß ich mag Kaffee nicht. Aber solche umweltfreundlichen Geschmacksnerven zählen doch auch als umweltschützendes Element, oder? ;-)

Und nachdem ich mich den ganzen Tag in Selbstmittleid gesuhlt hab, wurde abends ein Kurswechsel beschlossen:

  • Wir fahren zukünftig auch ab und an mit anderen im Auto mit ohne von miesem Gewissen gepeinigt zu werden.
  • Es muß nicht immer Bio sein, da ist mein Beharren auf freundliche Verkäufer zu wichtig.
  • Ich esse 'Merci', auch wenn sie in tausend Papierln gepackt sind. Bitte schenkt mir aus gesundheitlichen Gründen trotzdem keine mehr, zumindest nicht in den Massen in denen ich sie verdrücken kann.
  • Ich mag nicht ohne Musik sein. Mit Musik - auch wenn sie nur schnöd aus dem elektro-Ding rauskommt und Energie verpufft - geht alles einfacher.
  • Ich trage keine Kinderwägen mehr in Treppenhäusern runter, wenn nebenan ein Lift wartet, nur weil es ein Prinzip gibt.
  • Ich esse im Restaurant was mir passt. Und wenn ich Reis mag, gibts Reis.

Das macht wieder Platz im Kopf und im Alltag für neue, spannende operation-limbo-Maßnahmen, die die Latte noch viel tiefer Legen können.

Zum Beispiel: Was tun wir bloß mit soo viel Geld?



3 Kommentare:

  1. gute Entscheidung!!!! durchatmen- die Dinge lockerer sehen- ein Schritt vor den anderen- das Leben genießen!
    :)

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  2. kopf hoch vroni,
    euer engagement inspiriert viele! große dinge fangen immer klein an.

    Gruß Bernhard
    PS: bin gestern mit meinem oldtimer gefahren anstatt ein halber jahr blau zu machen ... wie schnell die zeit vergeht ;)

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  3. Liebe Lisa! Lieber Bernhard!
    Könnt ihr mich mal einen ganzen Tag lang mit solch Worten salben?? Ich könnte das gut gebrauchen und... Ich kann euch jetzt gut bezahlen! ;) hihi

    Ps: Bernhard, die vorzeitige Alterung wird durch den straffenden Effekt des Fahrtwindes beim Cabriofahren ausgeglichen. Sagt man. Und bei deinem Oldtimer kriegt auch der der strickteste Öko Sabberfäden um den Mund. (infos unter 'Oldtimer-Ausnahmeregelung' in der Ökobibel)

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