Dienstag, 26. Oktober 2010

...zeigt her eure Füße














Einskommafünfer-Schnitt

Gestern, am Nationalfeiertag konnten wir den neuen, großen Skateboard... äh Landhausplatz besichtigen.
Auch das Landhaus lud zum 'Tag der offenen Tür'. Zwischen Aufklärungplakaten zu Feuerbrand, "Mal doch mal den Hauptmann Platter"-Aktionen (ich hab mich dann doch nicht getraut) und Juff-, Bildung-, Raumordungs-Ständen mit endlosen Prospekten und Gratiszuckerln und Luftballonen sah ich einen freundlichen, sympathisch aussehenden Herren stehen:

"Ahh... eine junge Familie! Habt ihr Interesse euren ökologischen Fußabdruck berechnen zu lassen?".
Ha!! Dem haben wir ja gerade noch gefehlt.

"Ja, selbstverständlich sehr gerne. - Engarde!"
Siegessicher sind wir angetanzt und haben stolz von unseren Verhaltenänderungen berichtet, und großzügig mit Fachwissen herumgeworfen, während wir über Leben befragt wurden.

Ergebnis: Bene hat einen ökologischen Fußabdruck von 3,1 Hektar. Damit liegen wir super unter dem Durchschnittsbürger, der 4,9 Hektar beansprucht - na puh, noch mal Glück gehabt. Wir geben uns ja schließlich Mühe.
Die Stimmung sollte aber doch in Grund und Boden versinken, als wir die zwei Kugeln am Ende sahen: Eine ganze Erdkugel und eine angeschnittene. Würde jeder Mensch dieser Erde so leben wie Bene, würden wir 1,7 Erden benötigen um unseren Rohstoffbedarf zu decken. Da ich nicht zur Arbeit pendeln muß und kein Fleisch esse schneide ich 'besser' ab: 1,3 Erden.

Das sieht nach Hobbit-Fußabdruck aus. Groß und haarig.
Da strengen wir uns so an und erreichen nicht mal das 'Soll': EINE Erde.

Was lässt sich daraus schließen?
Könnten wir alle in Österreich überzeugen, die Limbo-Stange tiefer zu legen, würden wir trotzdem mehr verbrauchen als allen Österreichern 'zusteht'. Ich gebe zu - und ihr habt schon oft zu lesen bekommen - dass ich auch ab und an hadere mit dem was wir tun. Es hat durchaus mit Entbehrungen zu tun. Und wer 'Ismael' gelesen hat, weiß dass man nicht zu hoffen braucht, dass die Menschen sich bessern werden. Auch die Industrie wird sich nicht freiwillig zu ernsthaftem Umweltschutz bekennnen - ganz im Gegenteil.

Worauf kann man dann noch hoffen?
Sagt mir, worin seht ihr Hoffnung? Oder wird das Projekt Homo Sapiens demnächst beendet? Wird es eine natürliche Auslese (Chemiekatastrophen, Kriege um Ressourcen, schwere Schäden durch Atomkraft) geben, die die Menschheit wieder auf ein verträgliches Maß begrenzt?

Worauf ich setze, möchte ich ausführlich im folgenden Beitrag schreiben. Auch wenn die meisten Österreicher damit nichts mehr zu tun haben wollen, werde ich euch damit demnächst salben.

Und ich bin ganz gespannt! Wer kann mit Elben-Pfoten prahlen und wo sind die Hobbit-Füßler, oder gar die Ork-Treter? Ich freu mich sehr über Kommentare.

Hier gehts zum Test:
http://www.mein-fussabdruck.at/footprint/info

...kostet nix, aber is nit umsonst




In der Höttinger Gasse, ganz unten noch, gegenüber vom Waldorf, gibts einen großartigen Laden. Er heißt "kost nix" und ist ab heute mein Lieblingsladen.

Jeder darf hier bei seinem Besuch drei Gegenstände mitnehmen, die er brauchen kann. Dafür muß weder bezahlt werden noch wird eine andere Gegenleistung verlangt.

Dafür kann jeder dort Sachen vorbei bringen, die er nicht mehr braucht.

"Damit sollen Gegenstände ihren Geldwert (Preis), aber nicht ihren Gebrauchswert verlieren. Es wird also versucht, das kapitalistische Wertsystem und die Marktlogik zu hinterfragen und in diesem (noch) kleinen Bereich zu umgehen. Ein Umsonstladen soll der Konsum- und Wegwerfgesellschaft entgegenwirken und einen bewussteren Umgang mit den Ressourcen fördern."

Ein bisschen chaotisch sah es schon aus. Das liegt daran, dass die meisten vergessen, dass hier niemand fürs Aufräumen und Putzen bezahlt wird.

Aber dafür gibts viel zu entdecken. Vor allem für Sam, der gleich entschieden hat, was mitzunehmen ist: eine Plastik-Sandschaufel, ein Plastik-Sandkübel und ein Plastikmüllsack, den er aus einer Kiste gezerrt hatte. Letzteres hab ich allerdings strikt abgelehnt, denn wer will schon zurück in die 'Stein... ähäm...Plastikmüllsackzeit'?
Bei der Plastik-Schneeschaufel hätte ich aber aus heutiger Sicht vielleicht doch ja sagen sollen.

http://www.umsonstladen.at/innsbruck/index.php?page=start

Freitag, 22. Oktober 2010

...Öko-Täuschungen - Teil1: Waschnüsse

Ja, ich hab sie auch daheim: indische Waschnüsse. Aber ich werde keine mehr kaufen. Die Restlichen werde ich noch verwaschen, denn einen Baum setzten kann ich damit ja leider keinen mehr.

Indische Waschnüsse gelten als der Inbegriff ökologischen Waschens. Aber das stimmt so leider nicht mehr.

Die Nuss des Rithabaumes enthält einen seifenähnlichen Stoff. Nach dem Gebrauch können die Nüsse kompostiert werden.

Seit immer mehr Europäer und Amerikaner diese Nüsse kaufen, ist der Preis dieses Waschmitteln, mit dem in Indien traditionell gewaschen wird, so sehr gestiegen, dass sich die meisten Inder die Waschnüsse nicht mehr leisten können. Zwischen 2003 und 2008 hat sich der Preis in Indien für Waschnüsse versechsfacht. Deshalb verwenden die Inder das viel billigere und aggressive Waschpulver. Weil bewusste Konsumenten in Industrieländern die Waschnüsse entdeckt haben, werden auf der anderen Seite der Erde Chemiekeulen verwendet.

Ökotest hat die Waschnüsse in der Waschmaschine getestet und die Bewertung ergab ein "mangelhaft".

'Immerhin: Die von uns beauftragten Fachleute konnten keine schädlichen Inhaltsstoffe feststellen. Die Waschleistung aber war alles andere als überzeugend. Wir ließen Baumwolle bei 40, 60 und 95 Grad Celsius mit zehn verschiedenen haushaltsüblichen Verschmutzungen waschen. Die meisten Flecken waren noch erkennbar, teilweise sogar deutlich, bei 95 Grad waren die Ergebnisse nur minimal besser.'

Waschnussnutzer schwören aber meist auf ihre Art zu waschen.
Dass die Wäsche in der Maschine oft wirklich sauber wird, liegt aber an der reinigenden Wirkung von warmen Wasser. Braucht man die Nüsse also noch als psychologische Krücke?

An meine Haut lass ich nur Wasser und ein wenig Seife. ;-)
Aber bei meiner Wäsche vertrau ich auf warmes Wasser und ein klein bisschen kinderkackefeindliches, umweltfreundliches Waschmittel aus dem Bioladen.

Aber dann, wenn das mit dem Töpfchen funktioniert,
dann, wenn Grasflecken vom Fußballspielen nur selten in unserer Wäsche sind,
dann, wenn 'Trenzbarterlen' und Leibchen und Hosen nicht voller Sugo-Flecken sind,
dann, teste ich mal, ob man auch nur mit warmen Wasser waschen kann.


Quellen:
http://www.taz.de/1/zukunft/konsum/artikel/1/waschnuesse-mangel-durch-bio-boom/?src=TE&cHash=adf83ce283
'Ende der Märchenstunde' von Kathrin Hartmann, Seite 233
http://forum.oekotest.de/cgi-bin/YaBB.pl?num=1112360030

...was ihr schon immer über Bücher wissen wolltet - oder auch nicht

Gleich zu Beginn ein Geständnis:
Ja, ich sortiere Bücher am liebsten nach der Farbe des Buchrückens. Und selbstverständlich kommen Bücher die gerade nicht zum Design des Wohnzimmers passen in eine Schublade.

Wieso das Bene rasend macht, kann ich nicht verstehen. Es ist doch viel einfacher nach Farben als nach Buchstaben zu suchen. Und ein Blick ins Wohnzimmer verrät doch, dass ein rotes Buch zwangsläufig in der Schublade stecken muß, oder?

Was uns dann aber wieder eint, ist die Liebe zu Büchern. Manchmal (und immer öfters) ist es dann auch die selbe Literatur.

Monateweise überwiesen wir schon hunderte von Euros an Amazon, um am anderen Ende des Bücherregals immer die Stapel der Kategorie 'nicht so interessant' in Kisten zu packen und zur 'Klamotte' zu liefern.

Das hat jetzt ein Ende. Fast jeden Montag Abend spazieren wir gemeinsam in die Stadtbücherei. Dort leihen wir uns (unverschämterweise mit Sams Mitgliedsausweis) maximal zehn Bücher aus. Ich bin sehr stolz, dass Sams erste elektronische Karte die e-card und die zweite der Bücherei-Ausweiß ist. Eine Karte fürs körperliche Wohl eine fürs seelische. Gott sei dank bin ich dort immer schwer beschäftigt Bücher aufzuräumen, die Sam im Vorbeigehen deplatziert. Denn ich finde laufend mehr interessante Bücher als ich tragen kann.

Was bingts schon wieder?
x Sooo viel Geld gespart!
x Uninteressante Bücher werden gleich entlarvt und gar nicht mit Heim genommen. So erspare ich mir auch das ewige "Hat das Buch wohl ein FSC-Siegel? Und wenn ja, welches?".
x ich bin entsetzt wie viele Bücher mittlerweile in China gedruckt werden. Das wird jetzt vermieden.

Und so verschlinge ich derzeit etwa ein Buch alle vier Tage. Und das eigentlich fast gratis.

Wer weiterhin gerne Bücher kaufen will:

Es hat mich sehr interessiert, was umweltfreundlicher ist. Bücher beim Buchhändler zu kaufen oder auf Amazon. Bezieht man allein die umweltrelevanten Fakten mit ein, lautet das Ergebnis wie folgt: Wenn man extra mit dem Auto zur Buchhandlung fahren müsste, lieber auf Amazon kaufen. Wenn man sowieso in der Nähe ist, oder mit dem Rad zum Buchhandlung fährt, lieber in der Buchhandlung kaufen.

Allerdings sollt man beachten, dass es immer Sinn macht kleine Buchhändler beim leider mittlerweile beiharten Kampf ums Überleben zu unterstützen und Riesen wie Amazon oder Thalia zu meiden.
Am Wochenende haben wir mit Freunden dann unseren ersten Bücherbrunch veranstaltet. Und das funktioniert so:
Jeder bringt Bücher mit, die ihn gefallen haben und die er bereit ist herzuleihen. Jeder bringt Essen mit, das ihm schmeckt und das er die anderen gerne essen lässt. Und dann wird wild getauscht. Wer seinen Namen in sein Buch schreibt, will es gerne wieder haben. Wer keinen Namen hinein schreibt, gibt das Buch frei.
Wären wir nicht so gute Freunde, und hätten wir nicht so viel zu tratschen gehabt, hätten wir sicher noch mehr über die Bücher geredet. So haben wir uns vor allem über das Essen hergemacht.
Wer Freunde einladen will, die sich nicht gut kennen, dem kann ich einen Bücherbrunch absolut empfehlen. Es gibt immer was worüber man sich unterhalten kann. Es wird nie peinlich still. Es sei denn, alle beginnen sofort zu lesen. 'Gruppenlesen' ist bestimmt auch ganz witzig.